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Aigle - St. Maurice Wetter: heiter bis wolkig Temperatur: 23° gefahrene Kilometer: 16
Nach Wecken durch Heinz und Frühstück packten die beiden den Wagen vor der Tür (wir hatten die Straßenbahn diesmal berücksichtigt), und ich fuhr vis à vis ins Tourismusbüro. Ich fragte dort nach Unterkünften in St. Maurice, unserem heutigen Ziel. Die freundliche junge Frau rief auch sofort ihren Kollegen dort an, der ihr zwar sagte, dass es im dortigen Kloster keine Möglichkeit für uns gäbe zu übernachten, er aber Informationen zu anderen Unterkünften faxen könne. Während wir darauf warteten, fragte ich die Angestellte, ob sie wisse, dass eine alte Pilgerroute durch ihren Ort führte und ob es Informationen hierzu gebe. Sie antwortete, dass sie davon schon einmal gehört habe und es im letzten Jahr auch eine Veranstaltung hierzu im hiesigen Schloss gegeben hätte, doch Informationen oder Kontaktpersonen kannte sie nicht. Zusammen mit dem Fax gab sie mir schließlich noch eine Wegbeschreibung zum nächsten Internetcafé, in dem ich meine Mails abholen wollte; dieses entpuppte sich als sehr gepflegter Apple-Laden und ich konnte dort in kurzer Zeit ein paar Nachrichten auf den Weg bringen. Nach Bankbesuch, Telefonkarten-Aufladung, Besuch bei der Heilsarmee und vergeblicher Suche nach der ev. Pfarrerin machten wir die Reservierung für die Herberge dieses Abends. Danach konnten wir endlich losfahren.
Heinz fuhr mit dem Bus voran und ich zog entlang der Bahnstrecke auf wunderbar asphaltiertem Weg Richtung Rhônetal-Engstelle. Vier hohe Schornsteine mit weißen Wolken, die daraus hervorquollen, waren eine gute Orientierung und halfen auch bei der Beschreibung unserer Position, als Heinz uns entgegenkam. Das Kraftwerk am Berg hinter uns, das uns gestern und vorgestern bereits als Landmarke begleitet hatte, verloren wir nun langsam aus den Augen. Wir trafen den uns entgegenradelnden Heinz auf etwa halber Strecke und hatten danach eine sehr angenehme Fahrt, bis es kurz vor St. Maurice eng und regnerisch wurde. Diese Enge des Rhônetals hatten die Römer vor 2000 Jahren übrigens auch schon dafür genutzt, von allen Handelsreisenden Zölle zu kassieren. Heute steht hier noch ein bewehrtes Schloss, neben dem der Eisenbahntunnel durch den Berg nach St. Maurice bricht; auf der gegenüberliegenden Seite bohrt sich die Autobahn ebenfalls durch den dortigen Fels, daneben gibt es zwei lokale Straßen, unter denen die Rhône fließt und schließlich existiert noch ein Bürgersteig, auf dem wir drei in das sich dahinter wieder öffnende Tal einzogen. Wir wanderten zielstrebig zu unserem kleinen Quartier gegenüber des schmucken Bahnhofs, wo uns die netten Wirtsleute herzlich aufnahmen. Der Aufzug war mit angezogenen Beinen und Hilfe des Personals gut zu benutzen und die Zimmer waren schlicht und gut.
Wir aßen noch eine Kleinigkeit und köstlichen Käse im angeschlossenen Café und machten abermals die Entdeckung, dass es in den Cafés der französischen Schweiz sehr französisch, entspannt, stilvoll und lecker zugeht. Wir lernten kurz vor unserer Nachtruhe noch die Inhaberin des Hauses, Frau Lafarge, kennen. Wir kamen ins Gespräch über die Reise, und sie wusste sofort, wovon wir sprachen. Ich bekam von ihr eine sehr schön gestaltete Karte zur Via Francigena mit den möglichen Etappen der Region inklusive Entfernungs- und Höhenmetern geschenkt. Ich freute mich sehr über diese Karte, aber auch über die neue Gewissheit, dass die alte Route nicht vergessen ist und sogar gutes Informationsmaterial hierzu existiert. Von zu Hause aus und auch noch heute morgen in Aigle hatte ich diese Erfahrung nicht machen können. Frau Lafarge versprach schließlich noch, ein Treffen mit einer Person des Klosters für den nächsten Morgen zu organisieren. Mit diesen hoffnungsvollen Aussichten auf Tuchfühlung zur alten Route sanken wir gegen 23.00 Uhr in die Betten.
Sehr gute Wege entlang der Bahn. Blick talaufwärts.
Blick zurück auf Wolken über dem Genfer See.
Frisiersalon.
Fussbrücke über die Rhône.
Verwandte unterwegs: ein Faltrollstuhl und ein Klappfahrad.
Die Talenge nach St. Maurice.
Leider schief, aber trotzdem ein Regenschutz.
Unser heutiger Schlafplatz: Hotel Lafarge.
Und gegenüber der Bahnhof vor den hochaufragenden Felsen.
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