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Martigny - Orsières
gefahrene Kilometer: 8
Wetter: sonnig, 20°
Höhenmeter: 400

Ein sonniger Morgen, der meine orangen Zimmervorhänge hell leuchten ließ und mich so weckte. Nach allen Aufstehprozeduren nahmen wir unser Frühstück wieder mit Bruder Michel im Gästeraum ein. Er eröffnete, dass er in der Zwischenzeit eine Waschmöglichkeit für unsere Kleidung organisiert habe, die wir auch dringend brauchten. Nach dem Frühstück sorgte man sich um die
Wäsche, während Heinz und ich zum Fahrradladen, Friseur und einem
Lebensmittellädchen um die Ecke gingen (der Friseur war eine Nullnummer,
da mich die Friseurin nicht im Flur, unterhalb der Treppen behandeln wollte).
Heinz fuhr nach der Verabschiedung mit dem Wagen los, um die Strecke, die über die Bundes-Hauptstraße führen musste, zu erkunden. Ich machte mich gleichzeitig auf den Weg stadtauswärts, um dann auf diese Straße zu treffen. Unterwegs
entdeckten wir den offiziellen Wanderweg, der aber mit einer
unüberwindbaren Treppe begann, die wir nicht im Traum besteigen konnten und die noch Schlimmeres ahnen ließ. Heinz meldete sich bald per Telefon aus dem Bus von talaufwärts und erklärte mir besorgt, dass die Bundesstraße mit Baustellen und
kurzen Tunneln gespickt und ohne einen Seitenstreifen viel zu gefährlich für mich sei. Wir einigten uns darauf, dass ich trotzdem so weit wie möglich in das Tal einmarschiere; Heinz kehrte derweil nach Martigny zurück, um eine Meldung abzuwarten.

Ich kam an der tatsächlich sehr stark befahrenen Bundesstraße dann genau
500 Meter weit, bis die erste Baustelle die Fahrbahnen verengte und vor einer
schlecht einsehbaren Kurve für uns absolut kein Platz mehr war. Ich hätte auf die Fahrbahn gemusst und diese dann auch blockiert. So viel ich meiner Umwelt während dieser Reise auch zumute und zutraue, ging das nun zu weit - es erschien mir auch als viel zu gefährlich für uns und außerdem ohne Sinn: ich musste
umkehren!

Heinz schien mir am Telefon erleichtert, als er die Nachricht der Umkehr hörte, und ich entschied mich zum Bahnhof zu fahren, um dort in die Bahn nach Orsières
zu steigen. Am Bahnhof angelangt und das Ticket für die Privatbahn gelöst,
gingen wir zum separaten Gleis, das ins Tal hinauf führte, und stiegen in den nagelneuen
Niederflur-Triebwagen ein. Per Nachfrage beim Schaffner erfuhren wir, dass
wir unterwegs noch einmal in einen nicht rollstuhlgerechten Zug umsteigen
müssten. Nach kurzer Überlegung mit nicht gerade glücklichen Gesichtern blieb uns
keine andere Wahl als mitzufahren und abzuwarten, wie der Transfer in den älteren Zug
funktionieren würde. Noch bevor wir losfuhren, kam der Schaffner dann aber
noch einmal auf uns zu und sagte beiläufig, dass der Fahrplan geändert wurde und wir
in diesem neuen Wagen nun bis Orsières durchfahren könnten. Also, das hatte ich noch nie erlebt! Vielleicht war es kein großer Aufwand, doch dass eine Bahn für einen Rollstuhlfahrer einfach weiter fährt als geplant, hatte ich nicht erwartet! Geht vielleicht nur bei den Privaten?


Kurioserweise wurde dieser neue Triebwagen während unserer Fahrt von einem
Zweimann-Drehteam des deutschen Eisenbahnverlags für ein Video gefilmt und
die Fahrgäste interviewt. Das bot mir die Gelegenheit, diesen für mich
ziemlich ordentlich geeigneten Zug zu loben und noch einmal dankbar die
Fahrplanänderung hervorzuheben.

In Orsières, einem Sackbahnhof - ab hier müsste man den Bus talaufwärts nehmen-, stiegen wir aus, und Heinz traf uns kurze Zeit später hier an der Station. Gemeinsam marschierten wir Richtung Kirche und fragten beim Priester nach einer Schlafstelle, woraufhin er uns zwei Gemeinderäume zeigte, die aber wegen fehlender Betten nicht geeignet waren. Als Fussgänger hätte man vielleicht noch auf den Matratzen schlafen
können, aber Einstieg und Pflege wären beschwerlich gewesen. Nach einiger Beratung und einem Gang durchs Dorf vermittelte uns Priester François Zimmer in einem Hotel. Wir entschieden uns gegen eine zu enge Sammelunterkunft und für das echte Hotel , in dem der einzige Wermutstropfen war, dass mir das Fußteil mitsamt Befestigung abgeschraubt werden musste, um mich in den Aufzug schieben zu können, der nicht tief genug war. Aber wie das abzunehmen war, das hatte der Hotelier mit seinem Werkzeug schnell herausgefunden!

Nach einem kurzen Spaziergang durchs Dorf zwecks Orientierung sowie einem
warmen, österreichisch-salzigen Abendessen saßen wir noch kurz auf dem Balkon meines Zimmers und genossen die Aussicht auf eine gewaltige Bergwand. Noch in der heraufgezogenen Kühle sitzend schlief ich kurz ein und strich danach die Segel. Björn vom Filmteam aus Köln rief mich noch an, um mich darauf vorzubereiten, dass er eventuell wegen einer familiären Verpflichtung am kommenden Montag nicht mit Pia und dem Wohnmobil zu mir anreisen zu könnte. Näheres wüsste er morgen. Dann mache ich mir auch erst morgen früh ernstere Gedanken - dachte ich und schlief ein.

Mein Zimmer in Martigny von innen.

Verabschiedung von einem der Brüder.

Und einem weiteren: Bruder Michel hatte mir gegen die Zugluft eine Windjacke besorgt und sie mir gleich angezogen.

Anruf bei Heinz: Wir mussten umkehren.

Beim Marsch zum Bahnhof entdeckten wir einen Star in der Dekoration eines Fotogeschäfts.

Ein deutsches Drehteam interviewt Fahrgäste im neuen St. Bernhard - Triebwagen.

Ankunft mit dem neuen Zug in Orsières.

Ich entdeckte diesen charismatischen Passtourengeher ruhend auf der Bank und befragte ihn zum Großen St. Bernhard.

Erste Anlaufstation im Ort: Klingeln bei Priester François auf der Suche nach Herberge.

François führt uns durchs Dorf.

Gefunden: Hotel mit Anschluss.

Aussicht vom Balkon talaufwärts.

In kühler Abendluft heftig ans Geländer gelehnt.

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