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Kehl-Organisationstag
sonnig, 30 Grad

Bin früh in meinem geschmackvollem Zimmer in dem großen Bett mit weißer, Wäsche aufgewacht. Ich genoss den heutigen Luxus kurz, bevor Katrin hereinkam und mir half aufzustehen. Als wir damit fertig waren kam die Hiobsbotschaft: Katrin erklärte mir, dass sie nach Hause fahren muss. Nicht sofort, aber in den nächsten Tagen. Ihre Erkrankung ist zu schwer geworden und alle Heilungsversuche haben nicht gewirkt. Da ich unbedingt weiter fahren wollte, hoffte ich selbst bis hierher noch darauf, dass eine Verbesserung möglich sei, aber ich kann aus eigener Erfahrung ungefähr nachfühlen, wie schlecht es Katrin gehen muss. Ich konnte heute Morgen nicht anders als die Nachricht annehmen und versucht auch, ein bischen zu trösten. Für Katrin tut es mir leid, denn sie hat sich ihre Reise auch anders vorgestellt und ihre Erkrankung ist ein doppelter Rückschlag. Ich hatte mir während der letzten drei Tage Gedanken gemacht, wie ich auf diese Nachricht reagieren würde, wenn sie käme. Würde ich jemanden finden, ob privat oder bezahlt, sollte ich vorübergehend in eine stationäre Pflegeinrichtung gehen, wäre es dienlich, nach Hause zu fahren, dort zu organisieren und, wenn erfolgreich, in Kehl wieder anzufahren; oder ist es - auch aus finanzieller Sicht - vernünftig, nicht zu improvisieren und für dieses Jahr heimzukehren - wer kann sich schon so schnell in meine Pflegebedürfnisse einarbeiten, schaffe ich es, neue Helfer anzuleiten? Wird die Abhängigkeit von Fremden zu groß? Habe ich noch genug Zeit und Kraft für die Tagesfahren selbst?

Wir sind nach unserer Aussprache mit Anneliese nach unten zum Frühstück, und das war perfekt: angesetztes Müsli, viele Marmeladen, saftiges Vollkornbrot, warme Croissants, Eier weich- und hartgekocht sowie alle erdenklichen Teesorten! Wir drei waren - trotz, oder vielleicht wegen der schicksalhaften Lage, in der wir uns befanden - sanft begeistert und die zwei Frauen pilgerten häufig zum Buffet, bis es schließlich abgebaut wurde und wir uns kaum noch vorstllen konnten, an diesem Tag noch einmal etwas zu essen.

Dann wurde es ernst: ich telefonierte mit Freunden, Bekannten und Menschen aus der Gemeinde, um eine Nachfolge für Katrin zu finden. Viele sagten zu, sich umzuhören. Glücklicherweise war es technisch möglich, mein Notebook im Hotelzimmer anzuschließen; ich konnte meine Post abholen und versenden und das Internet zur Recherche nutzen. Dort fand ich dann auch Hinweise und Adressen von professionellen Reiseassistenzdiensten, von denen ich drei anrief, die mir allesamt ein Angebot machen wollen. Bei einem Dienst wagte ich es bereits, nach dem Preis zu fragen: ein Tag pflegerische Betreuung unterwegs kostet dort je nach Pflegebedarf bis zu 220 Euro. Wenn sich kurzfristig ein Betreuer findet, sprechen wir über den Preis - ich denke, ich lande irgendwo zwischen 100 und 150 Euro. Ich bin bereit, diesen Preis vorübergehend zur Rettung der Reise zu bezahlen - zumindest für eine Woche. Meine Hoffnung ist es jedoch, noch eine Privatperson zu finden, die aus ideeller Motivation mitreist und mit mir "arbeitet", so wie Katrin es nennt - und Arbeit ist es für einen Betreuer wohl auch. Nach nunmehr drei Wochen unterwegs weiß ich jedoch, dass diese Reise auch für Begleiter ein Gewinn sein kann - vielleicht nicht immer, aber insgesamt sehr wohl.

Meine Internetverbindung nutzte ich heute auch, um eine Nachricht an eine virtuelle Pinnwand eines Interntforums für Behinderte, Angehörige und Interessierte zu heften. Ich besuche die Seiten der "Startrampe" nur selten habe daher wenig Erfahrung damit, von wem solche Anzeigen gelesen und wie darauf reagiert wird. Vielleicht fügt sich was!

Am Nachmittag sind Katrin und Anneliese in die Stadt zum Shoppen und einem Arztbesuch; anschließend fuhr Katrin Anneliese zu deren Auto nach Wintersdorf. Mein Abschied von ihr fiel schwer, da sie ein gesundes Element in unserer Gruppe war und bei der Suche nach Katrins Ablösung mitgebangt hat. Anneliese will Zuhause von sich aus weiterhin im Bekannten- und Kollegenkreis nach einer solchen Person suchen. Das gute ist: sie hat sich von den täglichen Hürden herausfordern und von meinem Reisefieber anstecken lassen. Katrin und ich sind beide froh, sie kennengelernt zu haben und werden sie vermissen!

Als die Sonne spätnachmittags nicht mehr ganz so heiß brannte, bin auch ich Richtung Kehl-Stadtmitte, um nach einem Fahrradschloss, einem Speicherlaufwerk für mein Notebook sowie einem französischen Wörterbuch zu suchen. Der Einkauf war nicht so erfolgreich - ich konnte lediglich einen grünes Weiterbildungswörterbuch zur Abholung am nächsten Tag bestellen - doch ist meine etwa einen Kilometer lange Fahrt zur Einkaufsstraße war vielleicht die größere Erfahrung! Nie hätte ich vor Reiseantritt eine solche Solofahrt gewagt. Auch heute fährt ein Unfallrisiko durch Bordsteinüberfahrten, Bürgersteigschräglagen, unerwartete spastische Krämpfe, die mich aus dem Stuhl werfen können, oder durch Verkannten der Vorderräder an Wegspalten mit mir mit; auch ist mir nicht immer klar, wie gut ich von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werde (ein Kinderradfähnchen lehne ich strikt ab!) Ich bin dieses Risiko heute eingegangen, weil ich mir zutraute, meine Freiheit mit meinem Antrieb und den Erfahrungen der letzten Tage zu vergrößern. Es hat geklappt, und ich kam weiter als ich zuvor dachte! Wieder zurück am Hotel hatte ich nur das Problem, nicht den Eingangsschlüssel drehen zu können. Ich wartete einige Minuten in der von dem Leinöl der frisch behandelten Gastronomiestühle schwangeren, sehr warmen Luft auf den Hotel-Junior wartete, der an der Rezeption aushalf.

Ich telefonierte am Abend noch einige Male von meinem Zimmer aus mit Freunden und Familie, bevor Katrin und ich gegen acht unweit des Eiscafes, in dem wir gestern saßen, zu Abend aßen. Inzwische sind wir zurück; es ist ein lauer Sommerabend, und ich werde wohl bei offenen Fenster schlafen, obwol das Zimmer zur Straße hin liegt. Bereits jetzt ist es weit aufgerissen und die leichten, orangefarbenen Vorhänge, die so perfekt zur orange-grün-weißen Einrichtung passen wehen leicht im Wind.

Mein Schlaf- und Arbeitszimmer

Der Hotelhof

Ein anderes Zimmer - die schmucke, runde Duschwanne steht direkt neben dem Bett.

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